Socken stricken verband ich lange Zeit mit dem „Kann ich nicht – Werd ich nie können“- Gefühl. Meine Mutter saß oft sonntags mit ihren klappernden fünf Nadeln und echter Schurwolle am Küchentisch und sorgte für warme Füße für die ganze Familie. Das wollte ich auch können. Es erschien mir aber unerreichbar. Ich war schon froh, wenn ich mit zwei Nadeln klar kam.

Meine Mutter wurde älter und ich dachte mir, irgendwer muss diese Tradition doch fortführen. Meine beiden Schwestern können es bis heute nicht. Die Sache blieb somit an mir hängen. Nun ging die Suche, wie ich diese Herausforderung doch noch meistern konnte, los. Da entdeckte ich, dass man Socken auch häkeln konnte. Die Freude war groß. Meine größte Angst war nämlich, dass Maschen von einer der vielen Nadeln fallen könnten und dann alles umsonst war. Das konnte ja beim Häkeln nicht passieren. So erschien mir das  als die ultimative Idee, zu selbst gemachten Socken zu kommen. Anleitung und Sockenwolle waren schnell gekauft. In Windeseile entstanden ein paar Socken. Doch irgendwie war es nicht das, was ich wollte. Gehäkeltes ist dann doch zu fest und zu stark. Auch wenn man die verwendeten Maschen extra als Sockenmaschen bezeichnete, änderte es nichts an dem Problem. So versuchte ich es mit Garn, was einen sehr hohen Elastikanteil hatte. Aber auch das war nicht das Gelbe vom Ei.

Mir blieb also nichts anderes übrig, mich doch noch mal an die fünf Nadeln heran zu wagen.

Mit Anleitungsheften hatte und habe ich so meine Probleme. Ich hätte jetzt ganz einfach meine Mutter fragen können. Warum ich es nicht gemacht habe, verstehe ich bis heute nicht. Vielleicht hatten wir damals gerade eine schlechte Phase. Zu dieser Zeit hatte ich noch kein W LAN und einen recht ungemütlichen PC Arbeitsplatz. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich das Video einer bekannten Wienerin fand, die das Sockenstricken so schön erklärte.  Sicher  half mir  ihr Wienerisch und ihre ruhige Art meine Abneigung gegen die fünf Nadeln zu überwinden.  Sie ist unter dem Namen Elizzza in Strickerkreisen bekannt und hatte noch jede Menge andere Tricks und Ideen zum Thema Handarbeiten parat. Leider ist sie vor kurzem verstorben.

Nun saß ich also vor meinem Bildschirm mit ganz dicker Wolle und spulte das Video zig mal vor und zurück. Mit der Internetverbindung damals ein Traum. Es dauerte einige Zeit bis ich das Schwierigste, das Stricken der Ferse, kapierte. Irgendwann war sie dann aber fertig, meine erste selbst gestrickte Socke. Ich war mega stolz. Von da an war ich mit dem Sockenstrick-Virus infiziert. Die Socken meiner Mutter sind ein klein wenig anders als meine, was wir beide sehr spannend finden. Sie freut sich immer, wenn sie meine bunten Socken bekommt und berichtet stolz, wenn sie darauf (bei Arztbesuchen zum Beispiel) angesprochen wird.

Mittlerweile hab ich sicher mehr als hundert Paar Socken gestrickt und in alle Himmelsrichtungen verschickt. Viele komplizierte Muster und auch diverse Techniken hab ich ausprobiert. Am liebsten stricke ich aber einfache, musterlose, knallbunte Socken! Da man ja immer zwei braucht, macht es am meisten Spaß, wenn die zweite Socke ein klein wenig anders aussieht, man aber trotzdem noch erkennt, dass sie zusammen gehören.

Ich habe nie wieder Socken gekauft.

Mein Fazit:

  • Wenn mann etwas wirklich will, schafft man es auch, egal wie lange man dafür braucht.
  • Fehler und Umwege machen nichts!
  • Wenn man etwas nicht nur für sich, sondern auch für andere herstellt, macht es gleich noch mehr Freude.
  • Viele Wege führen nicht nur nach Rom, sondern auch zur Socke.