Es ist ein Sonntag im Juni und ich möchte auf meinem Balkon gemütlich frühstücken. Doch ausgerechnet heute ist es nicht so warm wie sonst. Da ich trotzdem draußen sitzen mag, erinnerte ich mich an meine erste selbst gestrickte Stola.

Es ist schon über zehn Jahre her, das ich sie fertig gestellt habe. Ein wahres Meisterstück. Damals war ich im Forum der Zeitschrift „Brigitte“ angemeldet. Eine andere Userin schlug vor, wir könnten doch gemeinsam diese Stola stricken und uns medial dabei unterstützen.

So kaufte ich mir die Anleitung (Erstausgabe des deutschen Ablegers der Zeitschrift „The Knitter“ 2/2010, Modell Stola Katharina) und die dort vorgeschlagene Wolle. Alles in allem nicht gerade ein Schnäppchen. Dann ging es los. Jede Frau hatte ein anderes Stricktempo und auch ein anderes Strickniveau. Das habe ich sehr zu schätzen gewusst.

Die Stola wird aus zwei Teilen gestrickt, die man anschließend zusammenfügt. Das Randmuster war damals eine echte Herausforderung, da ich zu dem Zeitpunkt eine sehr lange Strickpause hinter mir hatte und mich nur vage an linke und rechte Maschen erinnern konnte. Heute schmunzle ich darüber. Ganz schlimm war der Moment, als ich beim stricken des zweiten Teiles einen Fehler im ersten gemerkt habe. Ohne die virtuelle Unterstützung hätte ich an genau dieser Stelle alles in die Ecke geworfen und aufgegeben. So aber trottelte ich alles auf. Der Ausdruck trifft den Kern der Sache gut, viel besser als das oft verwendete aufribbeln.

Nun begleitet mich diese Stola schon so lange. Immer, wenn ich etwas Größeres vorhabe, überlege ich Gleichgesinnte zu finden. Und ein weiteres Fazit ist, Herausforderungen sind nur am Anfang schwer und immer zu bewältigen.